Fachtagung Nr. 290-2025
Fachtagung zur Jungen*arbeit in Hessen 2025 „Caring Masculinities - Beziehungsarbeit für Fürsorge und Solidarität!“
Termin: 29.10.2025 - 30.10.2025 in Frankfurt am Main
Gefördert durch das Hessische Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales
Heutzutage ist ein Wiedererstarken tradierter Männlichkeitsbilder zu beobachten – sei es in sozialen Medien, im politischen Diskurs oder im Alltag. In einer Zeit, in der autoritäre Rollenvorstellungen und Abgrenzung zunehmend Aufwind erhalten, steht die Pädagogik vor der dringenden Frage: Was setzen wir dem entgegen?
Die zweitägige Fachveranstaltung "Caring Masculinities - Beziehungsarbeit für Fürsorge und Solidarität!" lädt dazu ein, alternative Perspektiven auf Männlichkeiten in den Mittelpunkt zu rücken – solche, die von Fürsorge, Solidarität und Beziehungsarbeit geprägt sind. Gemeinsam möchten wir überlegen, wie pädagogische Fachpraxis geschlechterreflektiert auf diese Herausforderungen reagieren kann, welche Konzepte von Männlichkeit junge Menschen heute brauchen – und wie wir Sorgearbeit als gesellschaftlich relevante Kompetenz auch in der Jungen*arbeit stärken können.
Die Tagung knüpft an die Impulse des Vorjahres an und ermöglicht eine vertiefte Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen in der geschlechterreflektierten Jungen*arbeit in Hessen.
Anmeldeschluss für die Fachtagung ist der 22.9.2025. Eine Teilnahme ist nur an beiden Tagen möglich.
Ab dem 23.9.25 informieren wir die Teilnehmenden bezüglich ihrer Teilnahmebestätigung. Im Rahmen der landesweiten Verteilung behalten wir uns vor, hier nicht nur den Eingang der Anmeldung als Kriterium heranzuziehen, sondern auch die örtliche Lage der Arbeitsstelle in Hessen.
Veranstaltungsort / Uhrzeit |
1. Tag Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt a. M. 2. Tag hoffmanns höfe, Frankfurt a. M. |
Teilnahmebeitrag | 70,- € inkl. Tagungsverpflegung |
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Fachgruppe für Jungen*arbeit in Hessen
Mittwoch, 29.10.2025 | Museum für Angewandte Kunst Frankfurt
Der Auftakt der Veranstaltung findet am Mittwochnachmittag im Rahmen eines vorbereitenden Workshops unter dem Titel „Living in a Box“ statt. Dieser Workshop ist Teil der Ausstellung „Yes, we care – Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl“ und widmet sich Fragen rund um Care, Gemeinwohl und gesellschaftliche Verantwortung – mit einem besonderen Fokus auf pädagogische Perspektiven.
Ziel ist es, einen gemeinsamen Einstieg in die Themen der Tagung zu schaffen, zur Reflexion eigener beruflicher Praxis anzuregen und den fachlichen Austausch sowie die Vernetzung unter hessischen Fachkräften zu fördern. Der Workshop wird von Mitarbeiter*innen des Museums konzipiert und durchgeführt.
14.00 Uhr: Einchecken für die Personen, die in den Hoffmanns Höfen übernachten
14.30 Uhr: gemeinsamer „Drive“ zum Veranstaltungsort (für die Gruppe die übernachtet! Alle anderen treffen wir am Museum)
15.00 Uhr: Ankommen im Museums-Foyer (bei Kaffee/Tee, Kuchen)
16.00 Uhr: Führung und Workshop
19.00 Uhr: Danach gemeinsames Abendessen (Selbstzahler*innen) im Eichkatzle in Sachsenhausen
Donnerstag, 30. Oktober 2025 | Hoffmanns Höfe Frankfurt Niederrad
Der zweite Veranstaltungstag startet mit einem Impulsvortrag von Dr. Daniel Holtermann (Flensburg/Berlin), der sich auf nationaler und europäischer Ebene intensiv mit dem Konzept der Caring Masculinities auseinandersetzt. Sein Beitrag beleuchtet wissenschaftliche Erkenntnisse und praxisnahe Entwicklungen, die das Verständnis von Männlichkeit und Sorgearbeit neu denken lassen.
Am Nachmittag erwarten Sie drei praxisorientierte Workshops (siehe Workshop Beschreibungen).
9:00 Uhr: Ankommen bei Kaffee
9:30 Uhr: Begrüßung – Fachgruppe Jungenarbeit stellt sich vor
9:45 Uhr: Vortrag Dr. Daniel Holtermann
10:30 Uhr: Kaffeepause
10:45 Uhr: Murmelgruppen mit evtl. World Café und der Möglichkeit, Gedanken zu dokumentieren, grafisch-künstlerisch oder mit Stichpunkten oder Kleingruppenarbeit (3 Kleingruppen) mit einer Methode aus „Caring Masculinities – ein gewaltpräventiver Ansatz in der pädagogischen Arbeit“
11:45 Uhr: Zusammenkommen und Austausch zu den Kleingruppen
12:30 Uhr: Mittagspause
13:30 Uhr: Workshop-Phase
16:00 Uhr: Abschluss
16:30 Uhr: Ende der Veranstaltung
Vortrag Dr. Daniel Holtermann: Kann Fürsorglichkeit eine Alternative zur hegemonialen Männlichkeit sein? Potenziale und Grenzen des Ansatzes der fürsorglichen Männlichkeiten.
Traditionell hegemoniale Männlichkeitsbilder, die mit Stärke, Konkurrenz, Härte und Gewalt verbunden sind, haben anscheinend wieder Konjunktur. Mit diesen Bildern werden einfache Rezepte für die Herausforderungen des Lebens geliefert, wie die Eindeutigkeit, wer oder was vermeintlich richtig oder was falsch ist. In einer Welt, die sich konstant weiterentwickelt und widersprüchlich ist kann das eine trügerische Attraktivität geben.
Alternative Männlichkeitsbilder, die aber mit der Widersprüchlichkeit umgehen können, Fehlerhaft sind und sich selbst, anderen und gegenüber der Welt fürsorglich sind, fehlen oder sind weniger attraktiv. Im Vortrag wird das Konzept der Fürsorglichen Männlichkeiten (Caring Masculinities) mit seinem Potential als auch Grenzen vorgestellt. Kann Fürsorglichkeit von Jungen* und Männern* erlernt bzw. nicht verlernt werden, ist eine der Fragen, die beantwortet werden soll.
Zur Person: Dr. Daniel Holtermann ist Soziologe, Autor, Bildungsreferent und Coach. Themenschwerpunkte sind u.a. geschlechterreflektierte Pädagogik, kritische Männlichkeit, Gewaltprävention und fürsorgliche Männlichkeiten in der Pädagogik, Theorie und Praxis. Daniel beschäftigt seit Jahren mit der kritischen Auseinandersetzung mit Männlichkeiten und gibt seine Erfahrungen in Fortbildungen für diverse Zielgruppen und Veröffentlichungen weiter. Dabei neben der kritischen Reflexion um praktische Handlungsmöglichkeiten und Utopien. Aktuelle Veröffentlichung: Männlichkeit (ver)lernen – Anleitung zur Selbstverantwortung. Daniel ist assoziiert mit „Dissens – Institut für Bildung und Forschung“ in Berlin: https://www.dissens.de/ueber-uns/team/dr-daniel-holtermann
Workshop 1: Fürsorglichkeit als Gewaltprävention – Fürsorgliche Männlichkeiten in der pädagogischen Praxis
Das Aufwachsen in einem Umfeld, in dem traditionelle Männlichkeitsanforderungen wie beispielsweise Wehrhaftigkeit, Stärke, Leistungsorientierung und Mut wirksam sind, kann zu Erfahrungen von unangemessener Männlichkeit beitragen und zu einer Endlosschleife an Selbstvergewisserungen führen – bin ich tough genug? Riskantes und gewalttätiges Verhalten sowie mangelnde Selbstfürsorge sind davon eine Folge.
Das Konzept Caring Masculinities integriert Werte wie Aufmerksamkeit, Unterstützung, Empathie – und stellt sowohl Beziehungsorientierung als auch Ablehnung von Gewalt in den Mittelpunkt. Im Workshop wird gezeigt, wie das Konzept in der pädagogischen Praxis mit Jungen* angewendet werden kann und dazu werden Methoden vorgestellt.
Der Workshop basiert auf dem bald erscheinenden Buch: Gewaltfreiheit lernen - Caring Masculinities – ein gewaltpräventiver Ansatz in der pädagogischen Arbeit von Elli Scambor und Daniel Holtermann.
Durchführende Person: Dr. Daniel Holtermann (siehe Vortrag)
Workshop 2: Rassismus, Männlichkeit und soziale Medien – Intersektionale Perspektiven auf patriarchale Reproduktionen und Handlungsmöglichkeiten
Migrantische Jungen und Männer wachsen häufig in einem Spannungsfeld auf: einerseits sind sie selbst von Rassismus und gesellschaftlicher Ausgrenzung betroffen, andererseits übernehmen sie oft traditionelle, patriarchale Männlichkeitsnormen – sei es durch familiäre Prägung, Druck von Gleichaltrigen oder durch die Internalisierung gesellschaftlicher Zuschreibungen. Diese Dynamik kann zu einer Reproduktion toxischer Männlichkeitsbilder führen und sich in gewaltvollem oder kontrollierendem Verhalten äußern. Rassismusstrukturen wirken dabei als Verstärker und führen nicht selten zu self-fulfilling prophecies.
Der Workshop beleuchtet die komplexen Verflechtungen von Rassismus, Männlichkeit und patriarchalen Systemen aus intersektionaler Perspektive. Es geht um die Frage, wie soziale Ungleichheiten und stereotype Rollenerwartungen sich gegenseitig bedingen und wie junge migrantische Männer dadurch in destruktive Rollen gedrängt werden – aber auch darum, wie diese Muster erkannt, reflektiert und durchbrochen werden können.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle von Social Media: Plattformen als Orte der Radikalisierung und Echokammern problematischer Ideologien – aber ebenso als Räume für Widerstand, Vernetzung und emanzipatorische Bildungsarbeit. Gemeinsam werden konkrete Methoden und Ansätze zur Rekonstruktion dieser Systeme sowie zur Förderung reflektierter, empowernder Männlichkeitsbilder erarbeitet.
Durchführende Person: Can Tekin ist 25 Jahre alt, kommt aus Offenbach und studiert Lehramt mit den Fächern Deutsch, Politik und Wirtschaft. Aktuell steht er kurz vor dem Examen. Neben seinem Studium ist er als Presenter und Redakteur für den TikTok- und Instagram-Kanal @die_parallelklasse tätig, auf dem er gesellschaftspolitische Themen für junge Zielgruppen aufbereitet. Er ist zudem Gruppenleiter des Jugendprojekts Meschugge (Projekt zu Antisemitismus, antimuslimischem Rassismus in Offenbach) und engagiert sich seit 2018 außerdem als ehrenamtlicher HeRo und bietet Workshops zur Gewaltprävention für Jugendliche an.
Workshop 3: Empathie-Brücken als Ressource hin zu solidarischer Haltung gegen Antisemitismus
(Mit dem Film „Masel Tov Cocktail“ als Input)
Der Film „Masel Tov Cocktail“ – 31min, über Edupool Hessen oder FWU – zeigt aus der Perspektive von Dimitri Liebermann, eines Abiturienten russisch-jüdischer Herkunft, im Stil eines „Roadmovies“ durch seinen Alltag, kritisch, ironisch, womit er als junger jüdischer Mann in der deutschen Gesellschaft konfrontiert ist. Der Film startet mit einem eskalierenden Konflikt aus der antisemitischen Attacke eines Mitschülers.
Arkadij Khaet gewann mit dem Film 2021 den Grimme-Preis. Der Film wird von den Jugendlichen, auch gerade von den Jungen immer als sehr gut bewertet, um sich in die Lage von jüdischen Jugendlichen hinein zu versetzen und eine solidarische Haltung gegen Antisemitismus zu bewirken.
Der Film wird von der Bildungsstätte Anne Frank Frankfurt und vom Jugendbildungswerk Kreis Offenbach als Input genutzt.
Im Workshop wird der Film geschaut und reflektiert, um ihn auch für die eigene geschlechterreflektierte pädagogische Arbeit nutzen zu können. Dazu werden Erfahrungen aus Projekten mit Jugendlichen und Methoden vorgestellt, wie mit dem Film gearbeitet werden kann. Hierbei wird ein Fokus auf die Arbeit mit Jungen gerichtet und ein weiterer Fokus auf die Verknüpfung mit anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
Durchführende Personen: Awa Yavari, Bildungsreferentin, Bildungsstätte Anne-Frank Frankfurt und Christian Sieling, Jugendbildungsreferent am Jugendbildungswerk Kreis Offenbach, Schwerpunkte: Jungenarbeit, Antidiskriminierungsarbeit
Sollten Sie an der gebuchten Veranstaltung nicht teilnehmen können, muss eine schriftliche Absage erfolgen. Bei einem Rücktritt bis 5 Wochen vor Beginn entstehen keine Kosten. Bei später eingehenden Absagen oder bei Nichtteilnahme am Veranstaltungstag, bzw. nicht stornierter Buchung, wird der volle Teilnahmebeitrag fällig. Sie haben jedoch die Möglichkeit, eine Ersatzperson zu stellen.
Letzte Aktualisierung: 23.05.2025